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Rotkopfwürger (Lanius senator)
Merkmale und Kennzeichen
Leuchtend rostrotbraun der Kopf und der Nacken, groß und weiß die Schulterabzeichen, schwarz die Augenmaske, kräftig und leicht gebogen der Schnabel, auf einem Ansitz nach Beute Ausschau haltend und dabei mit 17 bis 19 Zentimeter etwas größer als ein fetter Sperling – das kann nur ein Rotkopfwürger sein. Die Weibchen sehen prinzipiell ähnlich aus, sind aber nicht ganz so prächtig gefärbt.
Lebensraum und Verhalten
Die ursprünglichen Lebensräume des Rotkopfwürgers könnten hier zu Lande die Randbereiche von Auwäldern gewesen sein. Doch die sind heute meist intensiv landwirtschaftlich genutzt. So lebt der Rotkopfwürger inzwischen meist in alten, extensiv genutzten Streuobstwiesen. Diese können durchaus am Rande von Ortschaften liegen. Intensiv genutzte lässt er dagegen links liegen. In den großen Flussauen, etwa am Oberrhein und an der Donau, besiedelt der Rotkopfwürger auch Pappelalleen. Gefressen werden vorwiegend Insekten, wobei dicke Brummer die bevorzugte Jagdbeute sind: Käfer, aber auch Hummeln, die vor dem Verzehr entstachelt werden. Zudem erbeutet er regelmäßig Mäuse und Schnecken.
Vorkommen und Verbreitung
Rotkopfwürger mögen es warm. Deutschland liegt an der nördlichen Grenze des Verbreitungsgebiets, weshalb Bestandsschwankungen aufgrund klimatischer Veränderungen natürlich sind. Gleichwohl hat er um 1950 herum noch mit mindestens 500 Paaren hier zu Lande gebrütet und sich bis nach Nord- und Ostdeutschland ausgedehnt. In Baden-Württemberg brüteten rund die Hälfte aller Paare in zwei Verbreitungsschwerpunkten: der südlichen Oberrheinebene und dem Vorland der mittleren Schwäbischen Alb. Seit den 1970er Jahren sind sowohl die Brutbestände als auch das Verbreitungsareal stark zurückgegangen. Bundesweit ist er heute zumeist nur noch in Südwestdeutschland anzutreffen – hier kommt er zwar mehr oder weniger regelmäßig, aber insgesamt doch sehr selten vor. Gerade mal fünf Paare brüten noch in der Oberrheinebene.
Schutzmaßnahmen
In fast allen Ländern Europas gehen heute die Brutbestände des Rotkopfwürgers zurück. Im Norden des Brutareals, also in Deutschland, ist der Bestandsrückgang besonders auffällig. Baden-Württemberg als eines der letzten Brutgebiete in Deutschland kommt damit besondere Verantwortung für den Erhalt des Rotkopfwürgers zu. Dazu aber müssen seine wichtigsten Lebensräume erhalten werden: die alten, strukturreichen, ausgedehnten Streuobstbestände. Aber gerade diese Gebiete sind enorm bedroht. Immerhin gibt es mittlerweile eine Reihe von Initiativen, etwa durch die regionale Vermarktung von Apfelsaft und Most aus Streuobstwiesen, diese hochgradig Gefährdeten Biotope zu erhalten. Von deren Schutz profitieren dann wiederum auch andere Arten.
Quelle: LUBW, Im Portrait - die Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie, 1. Auflage, 2006, Artkapitel - Teil 2, S. 97 Bildautor: D. Nill/Archiv LUBW
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