Seite 6 von 11
Grauspecht (Picus canus)
Merkmale und Kennzeichen
Die rote Stirn ist das Kennzeichen des Grauspechts, allerdings nur das des Männchens. Das Weibchen dagegen ist nirgendwo rot, sondern – wie das Männchen auch – auf der Rückseite olivgrün und ansonsten ziemlich grau. Der Grauspecht ist mit etwa 28 Zentimetern deutlich größer als der Buntspecht, andererseits aber etwas kleiner als der Grünspecht. Diesem sieht er bis auf den kleineren roten Kopffleck ansonsten ziemlich ähnlich. Sein laut pfeifender und in der Tonhöhe abfallender Ruf ist – wenn auch eher selten zu hören – unverwechselbar und erfolgt von einem exponierten Rufplatz aus.
Lebensraum und Verhalten
Lichte Laub- und Mischwälder sind der bevorzugte Brutraum des Grauspechts. Auch Auen- und Bruchwälder mag er sowie Streuobstwiesen, weil dort oft alte Bäume stehen, die sich gut zum Höhlenbau eignen. Gelegentlich trifft man den Grauspecht daher sogar in Parks und Friedhöfen mit altem Baumbestand. Die häufig in das kranke Holz der alten Bäume gezimmerte Bruthöhle ist mit Holzspänen gepolstert. Die Jungen sind vor allem auf nahrhafte Ameisen und Ameiseneier als Futter angewiesen. Auch Altvögel fressen mit Vorliebe Ameisen, sind aber nicht so, sehr auf diese Nahrungsquelle fixiert wie Grünspechte: Wenn sie einmal keine finden, tun es auch andere Insekten sowie Samen, Beeren und Obst.
Vorkommen und Verbreitung
Verbreitet, aber keineswegs überall und zudem ziemlich selten – so lässt sich das Grauspecht-Vorkommen in Baden- Württemberg charakterisieren. Insbesondere die höheren Lagen und die reinen Nadelwaldbestände – etwa im Schwarzwald – sagen ihm überhaupt nicht zu. Am ehesten findet man die 4000-6000 Paare noch in den großen Flussniederungen, also im mittleren Neckarraum, in der Oberrheinebene sowie an der Donau, aber auch in Oberschwaben.
Schutzmaßnahmen
Dem Grauspecht geht es wie vielen anderen bedrohten Vogelarten auch: Sein Lebensraum ist in den vergangenen Jahren immer enger geworden. So verwundert es nicht, dass der Grauspechtbestand seit den 1970er Jahren kontinuierlich zurückgeht. Vielerorts bemüht man sich nun, alte Streuobstwiesen zu erhalten, beispielsweise mit Hilfe regionaler Vermarktungskonzepte für Apfelsaft. Ansonsten gilt es, die noch vorhandenen alten Wälder mit ihren vielfältigen Strukturen und ihrem üppigen Totholzanteil zu erhalten.
Quelle: LUBW, Im Portrait - die Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie, 1. Auflage, 2006, Artkapitel - Teil 1, S. 23 Bildautor: H. Dannenmeyer/Archiv LUBW
|