Bau des Landschaftspflegestalls in Weilheim a.d. Teck PDF
 

Die extensive Weidenutzung ist eine der besten Nutzungsoptionen für Streuobstflächen, da die Bäume die Tiere bei der Weide nicht stören und so die Mehrkosten, die aus dem Maschi-neneinsatz resultieren, hier weniger stark zu Buche schlagen. Leider ist es so, dass extensiv wirtschaftende Weidebetriebe aufgrund der ökonomischen Rahmenbedingungen derzeit nur eingeschränkt wirtschaftlich erfolgreich arbeiten können. Das hat einen plausiblen Grund: Die Weideflächen sind auf der einen Seite zwar naturschutzfachlich wertvoll, auf der anderen Seite aber meist auch ertragsschwach. Bei den Untersuchungen im Rahmen des LIFE+-Projektes zeigte sich in Weilheim an der Teck eine besonders typische Situation für den Albtrauf, an der grundlegende Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden können. Die Stadt Weilheim an der Teck besitzt umfangreiche Grünlandflächen innerhalb von Vogelschutzgebieten. Zum überwiegenden Teil werden diese als Streuobstwiesen genutzt, und viele davon sind zusätzlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Rund 114 Hektar dieser Grünlandflächen sind an eine Schäferei zur Pflege verpachtet. Aufgrund des Baumbestands und der Steilheit des Geländes gibt es keine praktikablen Alternativen zu dieser Nutzungsform. Eine mechanische Pflege der Flächen ist langfristig für die Stadt nicht finanzierbar. Hinzu kommt, dass die hohe naturschutzfachliche Wertigkeit dieser Flächen nur mit Weidetieren erhalten werden können.

Um die Beweidung der Flächen mit Schafen langfristig zu sichern, hat die Stadt Weilheim an der Teck im Jahr 2014 mit Unterstützung durch das LIFE+-Projekt einen Landschaftspflegestall erstellt. Durch den Bau eines Schafstalls konnte eine langfristige Perspektive für die Schafhaltung in Weilheim sichergestellt werden.


Einweihung des Landschaftspflegestalles:

In einer gemeinsamen Aktion haben am 24.07.2014 Regierungspräsident Johannes SchmalzlLandrat Heinz Eininger und Bürgermeister Johannes Züfle den neuen Landschaftspflegestall in Weilheim an der Teck eingeweiht. Der Schafstall ist Teil des Naturschutzprojektes LIFE+ „Vogelschutz in Streuobstwiesen". Er schafft die Voraussetzungen dafür, dass auch in Zukunft die extensive Beweidung von naturschutzfachlich wertvollen Streuobstflächen durch eine ortsansässige Schäferei möglich ist. „Streuobstwiesen sind wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere", sagt Regierungspräsident Johannes Schmalzl und fügt hinzu: „die extensive Beweidung ist ein bedeutender Baustein dafür, diese wertvollen Elemente unserer Kulturlandschaft zu erhalten."
Er verwies zudem auf die lokale Verwendung der Fördergelder. „In großen Teilen", so Schmalzl, „waren die Projektmittel ein eigenes Naturschutz-Investitionsprogramm für die Region, von dem auch viele ortsansässige Unternehmen profitierten."

Mit Hilfe einer finanziellen Beteiligung des Landes und der EU in Höhe von insgesamt rund 540.000 Euro konnte diese wichtige Infrastruktur für die naturschutzgerechte Grünlandpflege jetzt gebaut werden. Zuvor waren im Rahmen des LIFE+-Projekts beauftragte Gutachter zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Schafbeweidung ohne ausreichende Stallkapazitäten langfristig kaum mehr möglich ist. Dabei ist die extensive Weidenutzung jedoch eine der besten Möglichkeiten, um die Grünlandnutzung in Streuobstwiesen zu erhalten. Während die Bäume bei der maschinellen Mahd immer im Weg stehen und Mehraufwand verursachen, stören sich die Tiere daran nicht. In Weilheim an der Teck sind rund 114 Hektar der Grünlandflächen an eine Schäferei zur Pflege verpachtet. Dieses traditionell bewährte System kann mit dem neuen Stall erhalten und verbessert werden und damit auch der Nutzen für den Naturschutz. So ergaben Untersuchungen im LIFE+-Projekt, dass auf extensiven Weideflächen oft mehr Vogelarten leben als auf den gemähten Wiesen. In seiner Rede zog Regierungspräsident Schmalzl bei dieser Abschlussveranstaltung des gesamten LIFE+-Projekts ein rundum positives Fazit und belegte dies an vielen Beispielen:
Insgesamt konnten im Projektgebiet von 2009 bis 2014 über 17.000 Bäume auf kommunalen und privaten Flächen gepflegt und auf über 58 Hektar neue Lebensräume geschaffen werden. Über 1.300 Teilnehmer qualifizierten sich in Fortbildungen und Fachveranstaltungen zur naturschutzfachlich fundierten Pflege von Streuobstwiesen. Auch die beteiligten Kommunen gehören zu den Gewinnern im Projekt: In das zur Hälfte aus EU-Mitteln finanzierte Projektbudget in Höhe von 5,2 Millionen Euro haben die 38 finanziell beteiligten Kommunen Eigenmittel in Höhe von rund 320.000 Euro eingebracht. Dieser Eigenanteil wurde durch die Förderung auf 2,5 Millionen Euro aufgestockt, die für die für Maßnahmen auf Streuobstwiesen und für Öffentlichkeitsarbeit in und für die Gemeinden verwendet wurden. Die vielen bei der Veranstaltung in Weilheim aufgeführten Beispiele machten nochmals deutlich, dass es mit dem vom Regierungspräsidium Stuttgart initiierten LIFE+-Projekt gelungen ist, neue Wege für den Erhalt der Streuobstwiesen aufzuzeigen und viele dieser Ansätze bereits in der Praxis zu erproben. Nachzulesen ist das auch in der LIFE+-Abschlussbroschüre „Neue Wege für Streuobstwiesen", die bei der Stalleinweihung zum ersten Mal öffentlich vorgestellt wurde.

Neue Wege für Streuobstwiesen
Diese Broschüre fasst Praxiserfahrungen aus dem vom Regierungspräsidium Stuttgart durchgeführten LIFE+-Projekt „Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales" zusammen. Vom „Lebensraum Streuobstwiesen", über „Baumpflege und Naturschutz", „Grünlandnutzung", „Schnittgutentsorgung", „Ersatzlebensräume für Streuobstwiesen" und den „zukunftsfähigen extensiven Obstbau" reicht die breite Palette der Themen. Ein Anhang mit Ergebnissen aus dem Projekt, Ansprechpartnern, Literaturhinweisen und Links für weitere Informationen rundet die 48 Seiten umfassende Broschüre ab.
 
Einige Impressionen der Einweihung des Landschaftspflegestalls:
 
 
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Bildautor: Andreas Greiner ©
Mise à jour le Mardi, 21 Avril 2015 08:54